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Forum Machtmissbrauch an der TU

Erster Schritt im Austausch über Machtmissbrauch

Alle sieben Teilnehmer*innen und der Moderator der Podiumsdiskussion beim Forum Machtmissbrauch an der TU (23. Oktober 2024), fotografiert aus einier Entfernung und aus der Publikumsperspektive. © Felix Schmale ​/​ TU Dortmund
Teilnehmer*innen der Podiumsdiskussion beim Forum Machtmissbrauch an der TU.
Beim Forum Machtmissbrauch haben Vertreter*innen aller Statusgruppen mit Prof. Daniel Leising vom Netzwerk gegen Machtmissbrauch in der Wissenschaft über die Formen von Machtmissbrauch an unserer Hochschule und mögliche Gegenmaßnahmen diskutiert.

Was ist Machtmissbrauch im Hochschulkontext? Wie können Betroffene unterstützt werden? Wie kann die TU Machtmissbrauch entgegenwirken? Diese Fragen standen am 23. Oktober 2024 im Mittelpunkt der ersten hochschulweiten Veranstaltung über Machtmissbrauch an der TU Dortmund.

Im Audimax gab zunächst Professor Daniel Leising (Netzwerk gegen Machtmissbrauch in der Wissenschaft) eine Übersicht über Formen, Ursachen und Lösungsansätze von Machtmissbrauch an Hochschulen. Er definierte Machtmissbrauch als „illegitimen Gebrauch von Macht zur Mehrung des eigenen Vorteils auf Kosten anderer“ mittels Handlungen wie Mobbing, sexuelle Belästigung und Ausbeutung. Leising – Professor für Diagnostik und Intervention an der Fakultät für Psychologie der TU Dresden – erläuterte, wieso Organisationen oft kein Interesse haben, unethisches Verhalten zu stoppen. Er zeigte auf, wie viel Macht Professor*innen haben und wie die Strukturen des deutschen Wissenschaftssystems Karrieren von Personen mit geringer Integrität begünstigen. Opfer und Zeug*innen von Machtmissbrauch würden oft aus gut begründeter Angst vor negativen Konsequenzen schweigen, während schwache Kontroll- und Sanktionsmechanismen die Täter*innen schützen. Es sei daher notwendig, diese Mechanismen zu schärfen, sagte der Leising, der auch zu Machtmissbrauch in der Wissenschaft forscht. Er fordert zudem unter anderem eine Neugestaltung der Arbeits- und Betreuungsverhältnisse während der Promotion und damit eine „relative Entmachtung“ von Professor*innen. Hier müsse darauf hingearbeitet werden, wissenschaftliche Zusammenarbeit, Bewertung von Qualifikationsarbeiten und Personalverantwortung voneinander zu trennen.

Diskussion mit Vertreter*innen aller Statusgruppen

Über die (bisher eingeschränkten) Möglichkeiten, Opfer von Machtmissbrauch zu schützen und Täter*innen zur Rechenschaft zu ziehen, wurde im Anschluss an den Impulsvortrag ausführlich diskutiert. Neben Professor Leising nahmen an der Diskussion auch der Rektor der TU, Professor Manfred Bayer, die Vorsitzende des wissenschaftlichen Personalrats, Dr. Anja Szypulski, sowie Melanie Kozub (Vorsitzende nichtwissenschaftlicher Personalrat), Laura Marklewitz (Autonomes Behindertenreferat und AStA-Referentin für Soziales) und Professorin Petra Wiederkehr (Prorektorin Diversität) teil. Auch Studierende und Beschäftigte verschiedener Statusgruppen beteiligten sich mit Fragen und Stellungnahmen. Über ein Padlet hatten alle TU-Mitglieder vor und während der Veranstaltung Gelegenheit, Kommentare zu hinterlassen. Die zahlreichen Einträge zeigten, dass das Thema Machtmissbrauch viele Personen an der TU bewegt – einige Autor*innen berichten zudem anonym, wie sie selbst Opfer von Machtmissbrauch wurden.

Weitere Schritte müssen folgen

Aus Sicht des PRwiss ist diese Veranstaltung ein wichtiger erster Schritt, sich hochschulweit mit dem Thema Machtmissbrauch auseinanderzusetzen –  es müssen jedoch weitere Schritte folgen. In unserer Beratung steht – wie auch in den Kommentaren im Padlet - das doppelte Abhängigkeitsverhältnis bei Qualifizierungsstellen und die damit verbundene Machtkonzentration bei Professor*innen im Vordergrund. Da Betroffene verständlicherweise aus Angst vor negativen Folgen häufig nicht aus der Anonymität heraustreten wollen, sind Sanktionen nur schwer möglich. Es bestehen trotzdem eine Reihe von Ansätzen, Machtmissbrauch zu begegnen. Dazu zählen zum Beispiel eine (verpflichtende) Führungskräfteschulung für Professor*innen, die Einrichtung einer unabhängigen (Landes-)Beratungsstelle sowie die in der Novelle des Hochschulgesetzes geplanten erweiterten Sanktionsmöglichkeiten und der bessere Schutz von Betroffenen.

Das Forum Machtmissbrauch wurde von Mitgliedern der bereichsübergreifenden AG Machtmissbrauch organisiert, in der auch der PRwiss mitarbeitet. In dieser AG tauschen sich Vertreter*innen verschiedener Bereiche und Anlaufstellen der TU über Maßnahmen für eine Eindämmung von Machtmissbrauch und zur Förderung eines fairen und respektvollen Miteinanders an der TU aus.   

Weitere Informationen über Machtmissbrauch und Beratungsmöglichkeiten finden Sie hier auf unserer Webseite.