Anja Szypulski ist neue Vorsitzende des PRwiss
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Der Personalrat der wissenschaftlich und künstlerisch Beschäftigten der TU Dortmund ist mit einer neuen Spitze in die Amtszeit 2024 bis 2028 gestartet: Seit dem 1. Juli ist Dr. Anja Szypulski Vorsitzende des Gremium, das die Soziologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Fakultät Raumplanung in der konstituierenden Sitzung einstimmig gewählt hatte. Sie löst damit Dr. Andreas Brink ab, der Anfang 2025 in den Ruhestand gehen wird. Neben der neuen Vorsitzenden gehören 16 weitere ordentliche Mitglieder dem PRwiss an.
Als wichtige Aufgaben für das Gremium nennt Anja Szypulski unter anderem die Umsetzung der Dauerstellenkonzepte in den Fakultäten, die der wissenschaftliche Personalrat seit 2020 begleitet. Zudem werde sich der PRwiss weiterhin für wirksame Maßnahmen gegen Machtmissbrauch an der TU einsetzen und Kolleg*innen beraten, die von Machtmissbrauch betroffen sind.
In der vergangenen Amtsperiode war Anja Szypulski an der Erarbeitung einer Dienstvereinbarung für Mobiles Arbeiten beteiligt, die PRwiss und TU-Verwaltung gemeinsam verabschiedeten. „Das war ein wichtiger Baustein, um allen Beschäftigten gleichermaßen Zugang zur mobilen Arbeit zu ermöglichen und die TU gleichzeitig als Arbeitgeberin attraktiver zu machen“, sagt die Vorsitzende. Jetzt stehe mit den vom Land vorgegebenen Sparplänen eine neue Herausforderung an. Danach soll die TU – wie andere Hochschulen in NRW – 20 Prozent ihrer Büroflächen einsparen. „Hier wird der PRwiss darauf achten, dass bei der Gestaltung von Arbeitsplätzen der Bedarf und die Interessen der Beschäftigten mit einbezogen werden.“
Ein wichtiges Thema bleibe auch die Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG), das als Gesetz über befristete Arbeitsverträge eine der zentralen Grundlagen der PRwiss-Arbeit ist. Die geplante Reform hat das Ziel, die Planbarkeit von Karrierewegen zu erhöhen und kurzfristige Befristungen weiter einzudämmen. Die Diskussion über die bisherigen Reformvorschläge verläuft kontrovers, da unter anderem die Befristungsdauer für die Zeit nach der Promotion von bislang sechs auf vier Jahre verkürzt werden soll.
Einen Rückblick des vorigen Vorsitzenden Andreas Brink finden Sie unter diesem Text.
Zur Person
Dr. Anja Szypulski hat in Münster und Wien Soziologie, Neuere Geschichte und Pädagogik studiert und war im Anschluss als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Landtag in Düsseldorf, an der WWU Münster und der Ruhruniversität Bochum tätig.
Sie war Stipendiatin im DFG Graduiertenkolleg Geschlechterverhältnis und sozialer Wandel an der TU Dortmund und dort seit 1998 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät Raumplanung – zunächst im Fachgebiet Frauenforschung und Wohnungswesen, dann von 2005 an im Fachgebiet Stadt- und Regionalsoziologie. Ihre Promotion schloss sie 2004 an der Fakultät Erziehungswissenschaft und Soziologie ab.
Rückblick von Dr. Andreas Brink
Nach langjähriger Arbeit im Personalrat der wissenschaftlich und künstlerisch Beschäftigten der TU Dortmund und als nun ausgeschiedener Vorsitzender dieses Gremiums gestatten Sie mir einen kurzen, zusammenfassenden Rückblick.
Seit ich im Jahr 2020 den Vorsitz durch Wahl des existierenden Gremiums von meinem Vorgänger übernahm und später nach der Personalratswahl 2021 erneut gewählt wurde, haben sich einige Dinge ereignet, die man so sicherlich nicht hat voraussehen können. In der COVID-Pandemie galt es, gemeinsam mit der Leitung der TU Dortmund in ungezählten Sitzungen und Besprechungen die Arbeitsfähigkeit unserer Universität aufrecht zu erhalten und dabei die Arbeitsbedingungen der von uns zu vertretenden wissenschaftlichen Beschäftigten angemessen zu gestalten. Insbesondere neue Formen der Lehre und des Arbeitens vor Ort mussten entwickelt werden. Das Homeoffice, das man an Universitäten bis dahin kaum kannte, hat sich inzwischen – in einer von den Personalräten mit dem Rektorat ausgehandelten Dienstvereinbarung – als eine auch in der Zukunft noch wichtiger werdende Arbeitsform etabliert.
Auch der politisch initiierte Zukunftsvertrag zur Verbesserung von Studium und Lehre (ZSL-Prozess) war so nicht vorherzusehen. Plötzlich stand die Möglichkeit im Raum, dass in der von Zeitverträgen geprägten Welt des akademischen Mittelbaus eine bestimmte Quote eben nicht mehr zeitlich befristet sein sollte, sondern als Dauerstellen angelegt würde. Die TU war erfreulicherweise schnell mit der Entwicklung entsprechenden Vorgaben. Nach Vorschlägen und Hinweisen des PRwiss wurde das Dauerstellenrahmenkonzept der TU veröffentlicht, das zur Leitschnur für die Dauerstellenkonzepte der Einrichtungen wurde. Auch hier war der PRwiss bei jedem einzelnen Konzept beteiligt, um es in einem „Dreiformat“ mit der Einrichtung und dem Personaldezernat abzustimmen. In der ursprünglichen Planung wurden 138 Dauerstellen auf die Fakultäten verteilt. Wer hätte das gedacht? 138 Möglichkeiten für wissenschaftlich Beschäftigte des Mittelbaus der „Befristungsfalle“ zu entkommen! Leider lassen sich manche Fakultäten aus unterschiedlichen Gründen viel Zeit mit der Besetzung dieser Stellen. Die Beteiligten sollten bedenken, dass bei anhaltenden Sparzwängen und Nachtragshaushalten gegebenenfalls auch die Mittel des ZSL-Bund-Länder Vertrags nicht unangetastet bleiben.
Die Arbeitszeiterfassung ist ein Thema, das mit Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs und des Bundesarbeitsgerichts aufkam. Arbeitszeiterfassung von beschäftigten Promovierenden auf 50-Prozent-Stellen? Wird offensichtlich tatsächlich stattfindende Mehrarbeit vergütet, oder muss man nach Ableisten der Hälfte der tariflichen wöchentlichen Arbeitszeit das Labor verlassen? Man kann nur hoffen, dass Minister Heil da eine durchdachte gesetzliche Lösung auf den Weg bringt. Wichtige Gestaltungsaufgaben für den PRwiss werden auf jeden Fall bleiben.
Für die Zukunft werden wohl Themen wie „neue Arbeitsformen“ vor dem Hintergrund neuer Flächennutzungskonzepte und der Vermeidung von externen Anmietungen und das Phänomen des „arbeitsplatzbezogenen Machtmissbrauchs“ eine Rolle spielen. Zum Ersten hat der PRwiss schon jetzt darauf hingewiesen, dass „shared desk Projekte“, die gegebenenfalls in der Verwaltung angewendet werden können, bei den vielfältigen Aufgaben in der Wissenschaft ohne eine hierauf Rücksicht nehmende Ausgestaltung nicht funktionieren.
"Dinge können sich verändern durch eine gemeinsam gelebte Kultur"
Das zweite, immer mehr aufkommende Thema Machtmissbrauch hat sicherlich mit dem besonderen Abhängigkeitsverhältnis von sich qualifizierenden wissenschaftlich Beschäftigten zu Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern zu tun. Aus der Sicht eines PRwiss-Vorsitzenden, der in vielen Gesprächen die Probleme und Nöte dieser Beschäftigten kennengelernt hat, kann man zu dem Schluss kommen, dass es natürlich ganz überwiegend viele gute Betreuungssituationen und Zusammenarbeiten gibt, leider aber auch weniger fruchtbare Situationen zu Tage treten. Hier ist es nicht nur das einzelne Schaf, das „schwarz ist“ und Probleme macht, sondern es sind vielmehr die strukturellen Gegebenheiten, die es in einem gleichsam evolutiven Prozess „schwarz werden und sprichwörtlich ungeschoren lassen“. Diese Strukturen gilt es zu verbessern. Eine Aufgabe für den Gesetzgeber, aber eben auch für Hochschulleitung und Personalrat. Dinge können sich verändern durch eine gemeinsam geachtete und gelebte Kultur.
Mein Dank gilt den Kolleginnen und Kollegen des PRwiss, ohne deren in vielen Sitzungen herbeigeführten Beschlüsse keine Personalratsarbeit möglich wäre und den Vertreterinnen und Vertretern von Rektorat und Dezernaten, mit denen ich mich - auch vertraulich - immer wieder austauschen konnte. Ich wünsche meiner Nachfolgerin, dass Sie - mit neuen Personen – diese gute, gewinnbringende Zusammenarbeit an der TU Dortmund weiterführen kann.
Andreas Brink